Nachdem nun das Essen vom Feinkostladen an der Ecke täglich „anrollt“ und meine Mutter von dem netten Türken und seinen Kochkünsten offenbar begeistert ist, hege ich nun die berechtigte Hoffnung, dass bei meiner Mutter die nächste Festung fällt, und zwar die Hausmeister-Abwehr-Festung.
Wir hatten vor zwei Jahren für sie und ihr großes Haus einen Hausmeister engagiert. Er sollte auf „Zuruf“ kommen und meine Mutter auf diese Weise entlasten. Aber sie will lieber selbst im Dunkeln Schnee fegen. Ihres Erachtens bräuchte sie keine Hilfe, wo sie doch noch alles alleine könne. Sie benimmt sich wie ein kleines Kind. „Alleine“ war höchstwahrscheinlich ihr erstes Wort, als sie zu sprechen begann. Schade, dass ich meine Oma nicht mehr danach fragen kann.
Dann setzte meine Mutter noch einen drauf und meinte, der Hausmeister könne sowieso nichts. Gut, einen Installations-Hintergrund schien er wirklich nicht zu haben. Denn nachdem er einen Wasserhahn repariert hatte, musste doch noch einmal ein Klempner kommen und sich der Sache als Fachmann annehmen. Aber sonst machte er seine Arbeit gut.
Trotzdem ließ meine Mutter kein gutes Haar an ihm. Sie quakte weiter, dass ihr der Hausmeister nicht gefallen würde und sie ihn nicht ausstehen könne. Außerdem wäre er „lahmarschig“. Letzteres kann ich nicht beurteilen, denn meistens treffe ich ihn nicht persönlich. Bisher sah ich ihm nur einmal bei der Arbeit zu. Da ging er vor mir in die Hocke und ich war urplötzlich mit einem üppigen Maurer-Dekolleté konfrontiert. Diskret sah ich zur Seite und mich deshalb heute noch außer Stande seine Arbeitsgeschwindigkeit zu beurteilen.
Nachdem meine Mutter weiterhin bei jeder Gelegenheit betonte, dass ihr der Hausmeister nicht gefällt, bot ich ihr an, nach einem „schönen“ Exemplar dieser Gattung Ausschau zu halten. Ich machte ihr aber keine großen Hoffnungen. Denn wenn es tatsächlich einen Hausmeister vom Typ „Superman mit Installationshintergrund“ geben sollte, würde der mit Sicherheit nicht in ihrem außergewöhnlichen Anwesen anfangen wollen. Als ich ihr das schonend beibrachte, sagte mir ihr verstehendes Lächeln:
„Die Hoffnung stirbt zuletzt!“