Meine Mutter war mal wieder der Ansicht, dass sie kein Waschpulver hätte, was sie mir telefonisch mitteilte. Aber ich wusste es besser und versprach, bei meinem nächsten Besuch im Keller danach zu schauen. Und, was soll ich sagen, dort zählte ich ELF Kartons Vollwaschmittel und mindestens doppelt so viele Packungen mit Pulver und Tabs für den Geschirrspüler.
Auch an Küchenrollen und Toilettenpapier mangelte es nicht. Aber in diesem Punkt, war ich am Telefon darauf hereingefallen und hatte beides mitgebracht.
Damit in Zukunft immer Küchenrollen griffbereit sind, habe ich mich durchgesetzt und gegen den Willen meiner Mutter im Küchenschrank Platz gemacht, um dort mehrere Rollen verstauen zu können. So werde ich bei erneuten SOS-Anrufen dieser Art telefonisch für Nachschub sorgen können, indem ich ihr einfach sage, sie soll in den Küchenschrank schauen und sich dort bedienen.
Während ich im Keller mal wieder Inventur machte – sofern das in dem Durcheinander, das man nicht verändern darf, überhaupt möglich ist – war meine Mutter damit beschäftigt auf ihrer orangeroten Küchentischdecke mit der grünen Seite ihres gelben Topfschwammes weiße Flecken aus ihrer schwarzen Cordsamthose zu scheuern.
Als ich dazu stieß und sah, wie sie den schwarzen Stoff regelrecht misshandelte, atmete ich erst einmal tief durch. Kein Grund sich Blau zu ärgern, dachte ich nur. Und bevor mir das Ganze zu bunt werden konnte, nahm ich die Hose kurzerhand an mich und versuchte die weißen Flecken unter fließendem Wasser heraus zu gekommen. Vergeblich, wie sich herausstellte.
Was kann das nur sein, dachte ich, Zahnpasta, Scheuermilch, ein Vogelschiss? Aber das würde sich doch alles problemlos herauswaschen lassen. Es ist doch wohl keine weiße Wandfarbe, oder? Meine Mutter hatte schon immer lieber die Zimmer gestrichen als Hausarbeit verrichtet, aber Wandfarbe hätte sie erst kaufen müssen und das wäre mir definitiv aufgefallen.
Vielleicht haben SIE noch Tipps, um welchen ominösen Fleck es sich handeln könnte; dann immer her damit. Die Hose habe ich jedenfalls vorsichtshalber in Sicherheit gebracht. Schauen wir mal, was sich machen lässt, in meiner Waschmaschine im Schonwaschgang mit Feinwaschmittel. Denn auf die Spezialbehandlung mit dem grünen Schwamm muss jetzt nicht noch unbedingt eine Kochwäsche folgen.
Welche verheerenden Folgen zu heißes Waschen mit sich bringen würde, habe ich als Jugendliche oft genug erfahren müssen. Einmal ist ihm mein Angorapullover zum Opfer gefallen. Da war nichts mehr zu machen. Der war noch nicht einmal mehr als Puppenpullover zu gebrauchen. Und ein anderes Mal war unsere Unterwäsche plötzlich rosa gefärbt, was besonders meine Brüder und meinen Vater auf die Palme brachte.
Aber solche Unfälle nahm meine Mutter stets gelassen hin und meinte nur: „Das wäscht sich mit der Zeit wieder raus.“ Wahrscheinlich wäre meine Mutter ohne ihren grenzenlosen Optimismus schon längst unter der Erde. Also seien wir dankbar, dass sie so ist, wie sie ist.