Zwei Fliegen und ein Klo! Wer bekommt den Zuschlag?

Derzeit hängt eine wichtige Sanitärfrage im Raum bei uns – nicht im Bad, sondern so allgemein. Sollen wir oder sollen wir nicht. Ich sage nur: spülrandlos.

Natürlich besitzen wir eine funktionierende Toilette, aber die hatte schon vor Jahren Jubiläum und lässt sich nicht so einfach reinigen wie die neuen Modelle ohne Spülrand. Unser Kalk-Problem möchte ich in Zukunft nicht mehr von WC-Enten lösen lassen, wenn es doch auch umweltfreundlich geht. Ein Klempner, der das Klo günstig austauschen wollte, schickte uns gestern telefonisch schon mal zu einer Sanitär-Ausstellung. Wir verbanden die Tour mit einem kleinen Abstecher in ein Heide-Gebiet, das zum Spazieren gehen einlädt. Bei strahlendem Wetten konnten wir also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, auch wenn sich der eigentliche Grund unseres Ausflugs immer wieder in den Mittelpunkt schob. Sonst wären wir in unserer ausgelassenen Unterhaltung wohl kaum von Sonnenbrillen auf Klobrillen gekommen.

Es ist gerade Heideblütezeit, aber man sah nur stellenweise lila-blühende Flächen. Die Heide war leider größtenteils vertrocknet. Trotzdem ist die Landschaft wunderschön und idyllisch, mit einem winzigen glitzernden See, Kiefern, Ginster und weißen Birken. Ein Busch hatte sich schon knallrot verfärbt. Ich wäre gerne geblieben, aber wir mussten dringend ein Klo auf- und anschließend aussuchen.

Okay, das war dann erledigt. Wir haben uns für das neuste spülrandlose Modell entschieden.

Heute Nachmittag war dann der Klempner hier, um sich schon mal umzuschauen. Morgens hatte er sich seine Hand verletzt. Ein Arbeitsunfall, wie sich herausstellte. Er meinte fröhlich, dass er richtig Glück gehabt hätte, weil es im Großen Krankenhaus passiert sei. In nur zwei Minuten wäre er in der Notaufnahme gewesen.

Zum Glück wäre es seine linke Hand, meinte er erleichtert. Hoffentlich hat er nicht zwei linke Hände, dachte ich. Er war uns jedoch empfohlen worden und machte auch einen guten Eindruck: Frisch angezogen und frisch verbunden, eingehüllt in eine Wolke Discounter-Duft. Wo das hart verdiente Geld blieb, konnte man in seiner Hosentasche sehen. Da schauten keine billigen oder etwa selbst gedrehte Zigaretten heraus.

Er hätte schon mal so einen ähnlichen Unfall gehabt, erzählte er. Der Fingernagel wäre diesmal zwar ganz ab gewesen, aber vielleicht würde er ja wieder anwachsen. Ansonsten könne er lange was davon haben. Sie hätten ihn erst einmal wieder draufgelegt. Damit der Bluterguss besser ablaufen könne, müssten sie morgen vielleicht noch ein Loch hineinbohren – in den Nagel, nicht in den Finger. Ich bekam zuerst den Mund nicht mehr zu und dann weiche Knie. Er war bester Dinge.

Er könne es kaum erwarten bei uns anzufangen, sobald sein Heilungsprozess abgeschlossen sei und er die anderen Kunden, die noch vor uns „dran“ wären, abgearbeitet hätte. Er rechnete kurz. Dann sagte er gut gelaunt: „So in ein, zwei Monaten etwa oder unter der Hand in ein, zwei Wochen.“ Unter welcher Hand, dachte ich und sah mich schon mit ihm in der Notaufnahme. Beim Rausgehen sagten wir ihm, wir würden noch mal drüber schlafen – so ein, zwei Jahre.

Hätten wir doch gleich unseren Haus- und Hofklempner gefragt. Bei dem bekommen wir zwar auch nicht sofort einen Termin, aber wir haben ja Zeit. So hat auch alles seine Richtigkeit mit den Steuern und wir können sicher sein, dass alle Gliedmaßen des Handwerkers versichert sind. Man sollte nicht am falschen Ende sparen – bei der Keramik-Qualität tun wir das ja auch nicht – besonders bei solch einem wichtigen Teil.

Wir wissen nicht, wie lange wir noch leben? Aber eines steht fest, besonders in puncto Klo: Wer lange lebt, macht viel durch!

Superman mit Installationshintergrund

Nachdem nun das Essen vom Feinkostladen an der Ecke täglich „anrollt“ und meine Mutter von dem netten Türken und seinen Kochkünsten offenbar begeistert ist, hege ich nun die berechtigte Hoffnung, dass bei meiner Mutter die nächste Festung fällt, und zwar die Hausmeister-Abwehr-Festung.

Wir hatten vor zwei Jahren für sie und ihr großes Haus einen Hausmeister engagiert. Er sollte auf „Zuruf“ kommen und meine Mutter auf diese Weise entlasten. Aber sie will lieber selbst im Dunkeln Schnee fegen. Ihres Erachtens bräuchte sie keine Hilfe, wo sie doch noch alles alleine könne. Sie benimmt sich wie ein kleines Kind. „Alleine“ war höchstwahrscheinlich ihr erstes Wort, als sie zu sprechen begann. Schade, dass ich meine Oma nicht mehr danach fragen kann.

Dann setzte meine Mutter noch einen drauf und meinte, der Hausmeister könne sowieso nichts. Gut, einen Installations-Hintergrund schien er wirklich nicht zu haben. Denn nachdem er einen Wasserhahn repariert hatte, musste doch noch einmal ein Klempner kommen und sich der Sache als Fachmann annehmen. Aber sonst machte er seine Arbeit gut.

Trotzdem ließ meine Mutter kein gutes Haar an ihm. Sie quakte weiter, dass ihr der Hausmeister nicht gefallen würde und sie ihn nicht ausstehen könne. Außerdem wäre er „lahmarschig“. Letzteres kann ich nicht beurteilen, denn meistens treffe ich ihn nicht persönlich. Bisher sah ich ihm nur einmal bei der Arbeit zu. Da ging er vor mir in die Hocke und ich war urplötzlich mit einem üppigen Maurer-Dekolleté konfrontiert. Diskret sah ich zur Seite und mich deshalb heute noch außer Stande seine Arbeitsgeschwindigkeit zu beurteilen.

Nachdem meine Mutter weiterhin bei jeder Gelegenheit betonte, dass ihr der  Hausmeister nicht gefällt, bot ich ihr an, nach einem „schönen“ Exemplar dieser Gattung Ausschau zu halten. Ich machte ihr aber keine großen Hoffnungen. Denn wenn es tatsächlich einen Hausmeister vom Typ „Superman mit Installationshintergrund“ geben sollte, würde der mit Sicherheit nicht in ihrem außergewöhnlichen Anwesen anfangen wollen. Als ich ihr das schonend beibrachte, sagte mir ihr verstehendes Lächeln:

„Die Hoffnung stirbt zuletzt!“