Ich merke, dass mir das Schreiben Lebensfreude schenkt. Es lenkt mich vom ständigen Grübeln ab, wie nichts anderes. Ab und zu schafft das ein Buch. Aber wenn ich mal ein Buch finde, das mich fesselt, dann schmilzt es in meinen Händen dahin, wie Butter in der Sonne. In diesem Jahr habe ich die 52 abgelegten Frau im Spiegel-Ausgaben meiner Mutter nicht wie sonst zum Lesen mitgenommen, und es spricht alles dafür, dass ich sie zu Hause ungelesen einfach in die blaue Tonne drücken werde.
In den Jahren zuvor hatte ich den Urlaub immer dazu genutzt, neugierig sämtliche Informationen aus diesen Zeitschriften regelrecht aufzusaugen und war dadurch gedanklich in einer ganz anderen Welt und weniger bei mir selbst verhaftet. Was man da zwischen den Zeilen sehen und lesen kann ist hübsch hässlich und irre komisch, meist mehr irre als komisch. Damit ist jetzt Schluss! Der Urlaub gehört ganz dem Seelenbaumeln und seit Neuestem auch dem Schreiben.
Heute ist es immer noch stürmisch. Das Meer ist übersät mit weiß gesäumten Wellen. Alles Grün im Vordergrund bewegt sich hin und her. Die Blätter glänzen im Sonnenschein. Eine einzelne weiße Möwe segelt am hellblauen Himmel. Über dem gegenüberliegenden Ufer unserer Bucht ist ein weißer Wolkenkranz. Sein Weiß ist am oberen Rand wie mit einem breiten Pinsel verwischt. Links sehe ich den kleinen Jachthafen, der gut geschützt in einer der vielen Einbuchtungen liegt. Dann kommen Hügel, einer mit sandfarbener steiler Abbruchkante; sie sind dunkelgrün bewaldet oder mit hell grünen Wiesen bedeckt. Hinter dem Haus vom steilen Hügel herunter zwitschern plötzlich Vögel. Es kommt mir so vor, als wollten sie sagen: „Es ist zwar stürmisch, aber wir singen dir trotzdem etwas vor, weil du es so liebst.“ Direkt vor mir liegt der steinige Strand. Abends spät gehen wir noch einmal die wenigen Schritte zum Wasser, von dem eine frische Brise herüberweht. Das Atmen fühlt sich an, als wenn gerade kühles Wasser einen schrecklichen Durst stillt.
Es wird kaum dunkel um diese Jahreszeit. Als wir zum Haus zurückgehen, entzünde ich in Gedanken ein Feuer am Strand, und zwar an einem Stapel Zeitschriften. Bevor er in Flammen aufgeht, kann ich gerade noch einen Star und seine riesige Hollywood-Villa sehen. Da überkommt mich ein wunderbares Gefühl. Ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit hier in der Natur vor unserem Häuschen. Und dann hoppelt ein Hase vorbei und ich spüre, meine Seele ist angekommen.