Ich erwache und habe das Gefühl, ich liege nicht, ich schwebe. Ist meine Schulter überhaupt noch da? Ich spüre keinerlei Druck oder Schmerz. Doch, sie ist noch da, sie war nur druckfrei versunken, und zwar in dem weichen dänischen randlosen Polsterbett, das auf einer Art Kufen steht. (Im Winter könnte man es vermutlich als Schlitten einsetzten, aber das ist eine andere Geschichte.)
Als Betten-Verkäufer würde ich es folgendermaßen anpreisen: „Bei diesem Modell handelt es sich um ein schulterschmerzfreies Slip-Modell mit pull and push Kufen-Funktion. Es ist 180 cm breit und lässt sich im Handumdrehen auf dem Boden vor und zurück und hin- und herschieben. So können Sie dahinter und darunter ganz leicht sauber machen und es RUNDUM frisch beziehen. Es wäre auch in Deutschland der Liebling aller Haus- und Putzmänner bzw. -frauen.“
Schade, bei uns quält man sich nach wie vor lieber mit unverrückbaren Riesenbettgestellen. Besonders beliebt ist derzeit das nicht handelbare Boxspring-Bett, immer nach dem Motto: Wenn schon unpraktisch, dann auch teuer – das nennt man dann Designer-Stück.
In den anderen dänischen Ferienhäusern hatten wir früher immer zwei nebeneinanderstehende 90 cm breite Versionen unseres heutigen Bettentraums. Sie wurden mit einer serienmäßig dazugehörigen Spange an den Kufen zusammengehalten. Es bestand nämlich sonst die Gefahr, dass im entscheidenden Augenblick einer der Partner (oder beide) zwischen den Betten verschwindet. Ich weiß, wovon ich spreche, denn in einem unserer Ferienhäuser fehlten die notwendigen Spangen, womit wir nicht gerechnet hatten. Was soll ich sagen, nur soviel – wir kamen aus dem Tal der Ahnungslosen …
Am nächsten Tag hatte mein Mann die Kufen mit einer Schnur zusammengebunden, damit wir keine bösen Überraschungen mehr erleben konnten. Erstaunlich, welchen Komfortgewinn so ein kleines Stück Schnur bewirkt.
Vor 26 Jahren – als wir unsere ersten Gehversuche in Sachen Dänemarkurlaub machten – mussten wir mit seeeeehr viel weniger Luxus auskommen. Wir hatten ein »Sommerhus« auf Seeland gebucht. Es gab noch kein Internet. Im Prospekt stand Die Kojen sind guten. Also sind die Betten gut, dachten wir. Aber die Betonung lag auf Kojen.
In der ersten Nacht lag ich oben, in einem sehr hohen Hochbett, auf das keine richtige Leiter führte. Die Besitzer mussten zweifellos Riesen sein und es selbst eingebaut haben. Das Bett war so hoch, dass ich am nächsten Morgen, beim Versuch rückwärts hinunterzukommen, mit den Hüftknochen auf der harten Kante auflag und weder vor noch zurückkam. Mein Mann musste mich befreien. Diese Schlafgelegenheit war eindeutig nicht zu empfehlen, höchstens für Masochisten oder Selbstmörder. Wir haben dann meine Matratze auf den Fußboden gelegt und den Urlaub trotzdem genossen. Was Betten in dänischen Ferienhäusern betraf, bestand also akuter Handlungsbedarf.
Wie wir jetzt wissen, hat sich in unserem Urlaubslieblingsland seitdem auf diesem Gebiet viel getan. Inzwischen kann ich sagen: „Dänen lügen nicht, wenn sie behaupten würden, uns bettentechnisch überholt zu haben!“