Ein Leben auf der Überholspur

Meine Mutter mag Quantität und Schnelligkeit. Sie verschlang früher Unmengen von Büchern, konnte sich hinterher jedoch grundsätzlich nicht mehr an die Handlung erinnern. Das lag vielleicht auch daran, dass sie öfter mal ganze Seiten überblätterte. Die Handlung war ihr eigentlich auch nicht so wichtig, sie lieh sich ständig Bücher und musste außerdem den „Lesestoff“ von drei Buchklubs durcharbeiten. Da kann man schon mal ins Trudeln kommen. Mit dem Nachdenken hielt sie sich nie auf und sah schon immer grundsätzlich alles nicht so eng.

Abwarten, war nie ihr Ding. Wenn wir früher mit der ganzen Familie einen Film schauten – das kam selten genug vor – schaltete sie den Fernseher bereits aus, sobald sie der Ansicht war, der Film sei zu Ende; sie stand einfach auf, ging zu dem Gerät und drückte auf den Knopf (damals gab es noch keine Fernbedienung). Wenn wir dann protestierten und den Fernseher schnell wieder einschalteten, lief der Film manchmal noch eine ganze Weile. Kein Wunder, dass wir Kinder so schnell wie möglich einen eigenen Haushalt gründeten. Aber auch da hatten wir mit der „Hektik“ unserer Mutter zu kämpfen.

Lud man sie zu sich ein, stand sie mindestens eine viertel Stunde zu früh auf der Matte und fing sofort an, einem im Haushalt zu „helfen“ und mit Ratschlägen zu überhäufen. Nach einem gemütlichen Beisammensein war sie dann auch wieder die erste, die drängelte, wieder nach Hause zu wollen.

Weil sie immer ein bisschen voraus und schneller ist als andere, dachte sie neulich sogar, sie sei 89 Jahre alt. Als ich ihr sagte, dass sie erst 86 Jahre alt sei, freute sich wie ein kleines Kind: „Dann lebe ich ja noch drei Jahre länger.“ Solche Momente sind herzerwärmend für mich. Über eine Logik denke ich nicht nach; das habe ich mir bei meiner Mutter schon früh abgewöhnt.

Meine Mutter war eigentlich immer unkompliziert und hilfsbereit, nie egoistisch oder unzufrieden. Sie strahlt manchmal eine enorme Lebensfreude aus und möchte noch überall dabei sein. Aber dann wird ihr bewusst, dass sie es nicht mehr kann. Das tut weh. Sie freut sich trotzdem über Kleinigkeiten und klagt nie, es sei denn, sie verlangt Geld für ihren drogenkranken Enkel von mir. Sie selber war schon immer sehr bescheiden und meint es gut mit allen, manchmal zu gut, wie wir wissen. Eine besondere Charaktereigenschaft von ihr: Sie ist nie nachtragend. Man kann sagen, dass sie ein guter Mensch ist.

Trotz ihrer permanenten Beratung und gegen ihren Rat bin ich meinen eigenen Weg gegangen und vielleicht gerade daran gewachsen. Sie sagte einmal, dass sie mich immer nur testen wollte, wenn sie versucht hatte, mich gegen meinen Willen in eine andere Richtung zu drängen. Aber daran, dass ich so überzeugt MEINEN Weg gegangen wäre, hätte sie gemerkt, dass ich das Richtige für mich getan hätte.

Diese Methode ist so unlogisch, dass sie schon wieder logisch ist. Man sollte sie allerdings nicht in Erziehungs-Ratgebern publizieren. Das könnte erzieherisch so was von nach hinten losgehen, dass aus den betreffenden Kindern im schlimmsten Fall „nichts wird“.

Aber aus meinen Geschwistern und mir ist etwas geworden und unsere liebe Mutter freut sich MIT uns und FÜR uns. Mit Tränen in den Augen wird mir gerade wieder bewusst, wie lieb ich sie habe und wie sehr sie mir eines Tages trotz allem fehlen wird.

Als Kind glaubte sie, alles alleine zu können. Ihr gehörte die Welt. Leider ist sie jetzt wieder in dieses Stadium zurückgefallen und meint, dass sie keine Hilfe bräuchte. Es wäre allerdings wünschenswert, wenn sie ihre Kleidung so oft und so schnell wechseln würde, wie ihre Meinung. Und wenn sie bei der Körperpflege nicht immer ein paar Tage überschlagen würde, wie die Seiten beim Lesen. Dann könnte man einigermaßen zufrieden sein. Aber beides ist nicht der Fall, und deshalb suchen wir seit einiger Zeit nach einer passenden Lösung, während unsere Mutter kräftig dagegen arbeitet. Eine polnische Seniorenbetreuerin hat sie schon erfolgreich vergrault. Jetzt versucht der ambulante Pflegedienst sein Bestes. Er hat es nicht leicht, denn man kann sagen: Hier trifft Beratungsresistenz auf Altersstarrsinn – das macht unterm Strich Pflegegrad 3.

Trödelträger im Verkaufsrausch

Meine Mutter hatte sich heute wieder sehr über meinen Besuch gefreut. Wir hatten zusammen zu Mittag gegessen. Später beim Kaffee trinken griff sie zur Fernbedienung. Im Fernsehen lief noch eine Kochsendung, aber sie konnte den Beginn ihrer Lieblings-Sendung einfach nicht erwarten. Nach dem
Motto: Ein Tag ohne „Bares für Rares“ ist möglich, aber freudlos.

Wenn sie diese Sendung sieht, strahlt sie eine Freude aus, die mein Herz anrührt. Es ist ein schönes Gefühl, sie so glücklich zu sehen. Vielleicht kommt sie so langsam von ihrer Co-Abhängigkeit los. Es ist erst fünf Monate her, dass wir sie und ihren drogenkranken Enkel endlich räumlich trennen konnten. Von emotionaler Trennung kann bei ihr jedoch leider keine Rede sein. Ihre Gedanken kreisen unaufhörlich um ihn und darum, wie sie für ihn an ihr vieles Geld kommen könnte, das ich für sie verwalten muss.

Nur wenn sie gerade Bares für Rares sieht, kann sie sich entspannen. Sie fühlt sich wohl in ihrer Welt, wenn diese Trödel-Show läuft. Immer wieder fragt sie, ob ich wüsste, wo dieses Gebäude steht. Ich solle es rauskriegen und mit ihr dort hinfahren.

Eigenartig, ansonsten möchte sie grundsätzlich zu Hause bleiben. Ich frage sie jedes Mal, was sie denn verkaufen wolle. Aber verkaufen möchte sie nichts. Sie will in diese Welt eintauchen, einfach nur dabei sein. Das ist Leidenschaft – ohne Zweifel.

Die Sendung sorgt für eine angenehme Atmosphäre und wir können uns entspannt unterhalten während verkaufswillige Leute voller Hoffnung und einem Gegenstand in der Hand in ein großes Backsteingebäude spazieren, um damit Geld zu machen.

Sie werden von einem lustigen Mann mit Nickelbrille, Zwirbelbart und Glatze in Empfang genommen – eine rheinländische Frohnatur. Er sieht aus, als wäre er einem Zirkus um die Jahrhundertwende entsprungen – ich meine nicht das Millennium. Es fehlen nur der enge rot-weiß-gestreifte Ringel-Turnanzug und die Hantel.

Er stellt sich neben den passenden Experten, beugt sich vor und fragt die Leute nach ihrem Namen, woher sie ihre Kostbarkeiten hätten, was ihnen als Preis vorschwebe und was sie dann mit dem Geld vorhätten. Der zuständige Experte oder die Expertin steht hinter einer Art Tresen und begutachtet die angebotene Ware dann oft mit einer Lupe.

Voller Erwartung stehen die stolzen Besitzer davor oder daneben. Was wird festgestellt? Gold oder Blech, Edelstein oder Glas, Kunst oder Kitsch? Ist ihr Schatz begehrenswert? Dann wird sogar eine Summe genannt, die bei einem Verkauf erzielt werden könnte – auch bei eindeutigem Kitsch.

Wenn der genannte Schätzwert auch den Vorstellungen des Verkaufswilligen entspricht, zieht der lustige Mann (ohne Ringel-Turnanzug) die erhoffte Händlerkarte aus seiner Gesäßtasche und überreicht sie. Nun darf gehandelt werden. Dazu begibt sich der Trödelträger in einen anderen Raum. Dort warten gleich fünf Händler auf ihn; alle stehen hinter einem leicht gebogenen Tresen, ihr aufgeregtes Opfer in einem angemessenen Abstand davor. Auch hier wird die Ware von allen Seiten genau angeschaut und bewertet. Besteht Kaufinteresse, beginnt einer der Herrschaften mit dem ersten Gebot und die Versteigerung um einen neuen Staubfänger kommt langsam in Schwung. Der Trödel-Anbieter bemüht sich um ein Pokerface, um mehr rauszuholen. Klappt es nicht so richtig,  muss der lustige Mann noch einmal kommen, um zu vermitteln.

Ein junger gepiercter, langgliedriger Händler liebt wohl die Asymmetrie; eine Kopfhälfte hat er rasiert, die andere blondiert. Während einer kritischen Begutachtung lässt er die langen Haare über den Tresen fallen. Neben ihm steht ein kleines eckiges Männchen mit hellwachen Augen, buntem kurzärmeligem Hemd und Hosenträgern, das gerne auf Bayerisch mit Summen bietet, die mit fünfzig enden – vermutlich, weil es so zünftig klingt.

Der meistbietende Händler wartet auf den Zuschlag. Ist der Kunde mit dem Preis einverstanden oder nimmt er sein gutes Stück wieder mit? Es wird um Spannung gerungen und am Ende meistens verkauft. Der Verkäufer bekommt das Geld prompt auf dem Tresen vorgezählt. Anschließend wird er noch einmal vor der Kamera befragt, ob er mit der finanziellen Ausbeute zufrieden ist. Das war`s.

Genau so etwas würde meine Mutter eigentlich auch gern mitmachen, mit Betonung auf eigentlich. Sie würde gern Trödel kaufen, es aber nicht besitzen wollen. Sie würde gerne vieles verkaufen, kann sich jedoch von keinem Stück trennen. Genau diesen Gefühlszwiespalt bedient diese Fernsehsendung täglich. Der Ur-Tauschtrieb wird am Bildschirm befriedigt, ganz ohne Folgen und mit Sicherheit ohne Kosten. Man kann sagen, dass es sich hierbei um eine neue Definition von Safer Shopping handelt. Es steht im krassen Gegensatz zum kostspieligen Teleshopping.

Die Sendung läuft weiter. Als nächstes sind zwei sehr kompakte Schwestern um die Sechzig an der Reihe. Die eine von beiden ist einen Kopf größer als die andere. Sie erklären, dass sie im Auftrag ihrer Mutter verkaufen wollen. Daraufhin höre ich eine Stimme neben mir: „Die arme Mutter, sie hat ein großes fettes und ein kleines dickes Kind!“

Was soll ich machen, meine Mutter sagt immer, was sie denkt. Political Correctness würde von ihr selbst dann nicht berücksichtigt, wenn sie wüsste, was es bedeutet. Sie kann sehr verletzend sein; dafür könnte ich sie manchmal … und ich habe sie doch lieb. Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle.

Ich befinde mich also ebenfalls in einer Art Gefühls-Zwiespalt. Das nennt man Ambivalenz – es klingt genauso GUT, wie ich darauf verzichten könnte.

Enkel-Schuhtrick lädt zum Bummeln ein

Seit Anfang August spricht meine Mutter ständig auf den Anrufbeantworter, dass sie „bummeln gehen“ wolle, es aber nicht könne, weil sie kein Bargeld mehr hätte. Das wäre eine Unverschämtheit! Sie wusste auch genau, wohin sie wollte, nämlich ausgerechnet in das älteste Stadtviertel meiner Heimatstadt.

Ich war verwirrt und fragte mich, weshalb sie ausgerechnet jetzt, also mit 86 Jahren plötzlich mit dem Bummeln anfangen wollte. Und wieso musste es ausgerechnet dort sein, wo sich jährlich Tausende von Touristen durchschieben und das Kopfsteinpflaster für jeden Rollator eine besondere Herausforderung darstellt?

Außerdem war Bummeln noch nie ihr Ding, weder im Sinne von Langsamkeit noch von entspanntem Shoppen. Ich wusste nicht einmal, dass dieses Wort überhaupt zu ihrem Wortschatz gehörte. Ich bin mir sogar sicher, dass es bis zu diesem Tag noch nie über ihre Lippen gekommen war. Nebenbei gesagt, im Moment zählen zu ihren am häufigsten gebrauchten Wörtern: Sparkassenkarte, Bargeld, Schuhe und schreckliche Kinder.

Inzwischen weiß ich, was sie in der schnuckeligen Touristenhochburg will – natürlich nicht bummeln. Nein, sie will ihrem drogenkranken Enkel zum gefühlten sechshundertsten Mal Geld für Schuhe geben, weil die alten „so durchgelaufen“ wären. (Wenn man bedenkt, wie oft er schon Geld für neue Schuhe von ihr bekommen hat, müsste er inzwischen eher Geld für Schuhschränke verlangen. Aber zu seinem Glück, weiß sie nichts mehr von ihren regelmäßigen Zuwendungen.)

Seitdem er ausgezogen ist und nicht mehr bei ihr wohnen darf (das Drama wurde von Amtswegen beendet), bearbeitet er sie so gut er kann bei seinen unerlaubten Besuchen. Er hat viele Tricks, um an Geld zu kommen. Aber der Schuhtrick funktionierte schon immer am besten. Als Köder dient ein durchgelaufenes, erbärmlich aussehendes Vorzeige-Paar, in das er bei Bedarf schlüpft, genau wie in seine oskarreife Rolle als Opfer der Gesellschaft. Von meiner Mutter erntet er daraufhin zunächst Mitleid und dann Geld, dass sie ihm jetzt sogar auch noch bringen möchte. Sie ist die Einzige, die auf seine Spielchen hereinfällt und auch noch glaubt, dass sie ihm dadurch hilft …

Nun arbeitet er also angeblich in dem von Touristen so begehrten Stadtviertel als Security und achtet darauf, dass „niemand etwas klaut“. Ich habe meiner Mutter angeboten, mit ihr bummeln zu gehen; aber sie hat abgelehnt.

Am BARGELDLOSEN Bummeln ist sie nicht interessiert und er sicher auch nicht an einem BARGELDLOSEN Besuch.

Beratung auf chronischer Basis

Meine 86-jährige Mutter ist die geborene Beraterin. Da sich ihre Demenz bisher ausschließlich auf ihr Kurzzeitgedächtnis fokussiert hat, widmet sie diesem Hobby weiterhin viel Zeit.

Wäre sie heute jung, würde sie höchstwahrscheinlich beruflich in einer Beratungsstelle sitzen. Sie berät für ihr Leben gern. Das ist ihre Berufung. Schon als Kind hat sie ihre kompetente Mutter und ihre Geschwister beraten, später dann ihre vier Kinder.

Ihre Hauptgebiete sind heute Ernährung, Gesundheit und Lebensführung. Ihr Rat ist nicht nur kostenlos, er fällt einem sozusagen in den Schoß. Ungefragt wird einem ihre ausführliche Beratung zu Teil. Sie selbst kommt allerdings völlig ohne Beratung aus. Will man heutzutage ein unbelastetes Gespräch mit ihr führen, sollte man sie sicherheitshalber bereits ab dem ersten Satz um Rat fragen. Sie denkt grundsätzlich sehr vorausschauend, umsichtig und praktisch für andere, mit Betonung auf ANDERE. Sie sieht sofort die Defizite anderer, die ihrer Meinung nach unbedingt behoben werden müssen. Auf deren Wünsche und Bedürfnisse kann dabei keine Rücksicht genommen werden, wenn ihrer Meinung nach Handlungsbedarf besteht.

Einflussnahme könnte ihr zweiter Vorname sein. Familie, Nachbarn und Freunde kommen reichlich in den Genuss ihrer Ratschläge. Sie rät ihren Freunden, in eine Altersresidenz zu ziehen. Das empfiehlt sie auch ihrem neun Jahre jüngeren Bruder, der noch geistig beieinander ist. Für sie selbst steht dergleichen nicht zur Disposition.

Meine Mutter weist auch gerne darauf hin, dass insbesondere ältere Menschen ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen sollten; was sie natürlich eines Tages auch bei sich selbst beherzigen will. Wie heißt es in dem alten Spruch: Schusters Kinder haben die schlechtesten Schuhe. Aber er weiß, wie es geht! Es gibt ja auch Berater für Essstörungen, die selbst adipös oder magersüchtig sind und oder einen daran erkrankten Angehörigen haben. Man weiß, wovon man spricht. Aber man lässt auch sich selbst beraten. Selbst Psychotherapeuten nutzen ab und zu einen Kollegen als Supervisor.

Nicht so meine Mutter. Sie ist durch keinerlei Selbstzweifel getrübt. Sie ist total von sich überzeugt, und davon, dass sie anderen helfen MUSS. Sie sagt gern, wo es langgeht. Ihr Helfer-Syndrom lebt sie seit Jahren an ihrem drogenkranken Enkel aus, statt es den für ihn zuständigen Profis zu überlassen. Er war der Einzige, der sich noch ausführlich von ihr beraten ließ – diese Beratung wurde schließlich sehr gut bezahlt, als sie noch über ihr Vermögen verfügen durfte.

Kaum jemand kennt sich besser in sparsamer Lebensführung aus als meine Mutter. Das ist einfach unübertroffen. Sie kauft für sich selbst grundsätzlich nur sehr preisgünstig ein, um nicht zu sagen billig. Aber ihre Großzügigkeit ist grenzenlos, wenn es um diesen einen Enkel geht. Täglich wurde von ihr der Geldautomat bei der Sparkasse mindestens einmal betätigt, bis ihr Konto weit überzogen war. So etwas nennt man pleite. Zum Glück hatte sie ihre Sparkonten vergessen (manchmal hat eine Demenz auch etwas Positives) und mir wurde rechtzeitig die Vermögenssorge übertragen. Sie will nichts von ihrer internen „Drogenfinanzierung mit kleinen Scheinen“ wissen und redet sich um Kopf und Kragen. Das nennt man Co-Abhängigkeit.

Was soll ich sagen. Meine Mutter ist eine notorische Beraterin mit chronischer Beratungsresistenz, kombiniert mit Demenz und on Top als Sahnehäubchen eine fette Co-Abhängigkeit – der reinste Albtraum für jeden Betreuer!

 

Borkenernte ohne Käfer

Meine Mutter liebt Gartenarbeit und das Ernten, mit Betonung auf Ernten. Zierpflanzen waren nie so ihr Ding. Besonders ihre Zimmerpflanzen können sich nicht so recht entscheiden, ob sie eingehen oder weiter ausharren sollen. Es handelt sich hauptsächlich um selbst gezogene Kakteen-Ableger in verschiedenen Entwicklungsstufen. Sie sind meist nicht groß, was meine Mutter durch die Anzahl der Blumentöpfe wieder wettmacht. Sie steht nun einmal auf Quantität.

Überall sind alte Blumentöpfe zu finden. Im Windfang, im Treppenhaus, im Wohnzimmer, in der Küche und auf dem Balkon. Wenn ich zu Besuch bin, nehme ich mich oft ihrer Akut-Zustände an: Überschwemmung oder Dürre.

Meine Mutter hatte einen Kleingarten, in dem sie natürlich hauptsächlich am Ernten interessiert war, was ja auch der Zweck eines Kleingartens ist. In ihren besten Zeiten hatte sie Eierpflaumen, Zwetschgen, Äpfel, Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Jostabeeren und Brombeeren in rauen Mengen.

Über die Ernte führte sie Buch, darin ging sie ganz auf. Weil sie natürlich nicht alles alleine pflücken und verarbeiten konnte, bot sie Bekannten an, sich etwas ernten zu dürfen, ärgerte sich jedoch jedes Mal hinterher darüber, dass die Damen und Herren sich angeblich „nur die besten Früchte“ ausgesucht hätten.

Im Sommer wurde jeden Abend entsaftet, eingemacht, Marmelade gekocht und eingefroren. Die Tiefkühler kamen regelmäßig an ihre Grenzen. Sodass meine Mutter verzweifelt anfing, ihre Früchte wie Sauerbier anzubieten. Gab es nicht genügend Abnehmer, wurden alte Bestände aufgekocht und stehen gelassen, bis sie schimmelten. Die Tiefkühler blieben in der Regel aber immer halb gefüllt; das war ein MUSS, gab ein sicheres Gefühl.

Deshalb war meine Mutter auch so nervös, als sie in ihrer nur noch halb gefüllten Kühltruhe eines Tages kein Obst mehr entdeckte. Sie konnte es kaum glauben und hängte sich so hinein (sie hing frei schwebend über dem Rand der offenen Truhe), dass es knackte. Das Resultat waren zwei gebrochene Rippen. Zum Glück hatte sie sich beim Ernten im Garten nie etwas gebrochen. Gar nicht auszudenken, was alles hätte passieren können, wenn sie vom Baum gefallen wäre.

In ihrem Keller stehen noch Mengen von Saftflaschen, Marmeladen- und Einmachgläsern. Die meisten sind noch voll, aber schon lange nicht mehr genießbar. Besonders schade ist es um das Brombeer-Gelee, wenn man bedenkt, mit welcher Leidenschaft sie ihre Brombeerernte betrieb. Die Hecke mit den schwarzen Beeren wucherte an einem verblichenen, selbst zusammengeschraubten 60er Jahre Rank-Gerüst, bestehend aus plastiküberzogenen, bunten Einzelelementen. Bei der fast täglichen Ernte im Sommer wurden die Arme und Beine meiner Mutter von den Dornen blutig gepiekst. So entstanden immer neue Borken, an deren ERNTE sie ebenfalls interessiert war und leider nach wie vor interessiert ist. Obwohl sie ihren Kleingarten schon vor zwei Jahren abgegeben hat, pflegt sie ihre Borkenbestände nach allen Regeln der Kunst, sodass diese eine ganzjährige Ernte garantieren. Ich erzähle ihr vergeblich immer wieder Horrorstorys über Blutvergiftungen und offene Beine. Aber sie will und kann ihr „Hobby“ nicht aufgeben, verlässt sich auf ihre eiserne Gesundheit. In den 40 Jahren ihrer Kleingartenkarriere war nichts passiert. Warum sollte sich daran etwas ändern?

Schimmelpilz im „Ponyhof“

Wo Schwarzbrot draufsteht ist auch Schwarzbrot drin, denke ich so bei mir, während mich ein Prachtexemplar von einem grau weiß grünen Schimmelpilz durch die Schwarzbrot-Plastiktüte anguckt. Die liegt auf der Küchen-Arbeitsplatte meiner Mutter. Ich frage mich, ob früher Penicillin aus solchen Pilzen hergestellt wurde, bin jedoch heilfroh, dass eine Folie zwischen dem Pilz und mir ist und ich die Sporen nicht einatmen muss.

Mit der Tüte in der Hand bringen mich meine Füße fast automatisch zum Treteimer. Als ich das Pedal trete und sich die Klappe öffnet, schlägt mir eine krasse Duftwolke entgegen und ein Schwarm Fruchtfliegen freut sich auf die neu gewonnene Freiheit, während sich von hinten der Protest meiner Mutter auf mich richtet. Glücklicherweise muss ich diesmal nicht ganz so viel Überzeugungsarbeit leisten. Der enorme Pilz spricht für sich. Das Ganze verlangt nach einem sofortigen Etagenwechsel. Deshalb bringe ich die Müllbeutel in den Keller zum Mülleimer. Dort sind sie sicherer. Ich glaube, meine Mutter würde sie nicht wieder herausnehmen, ganz im Gegensatz zu abgelaufenen Medikamenten und Drogerie-Artikeln. Deshalb erfahren die von mir grundsätzlich einen Ortswechsel. Bis auf ein paar nostalgische Museumsstücke lasse ich sie diskret in meiner Tasche und dann in meinem Auto verschwinden. Sonst kann es schon mal vorkommen, dass sie beim nächsten Besuch wieder an ihrem gewohnten Platz stehen.

Es ist Sommer; und damit das neue Paket Schwarzbrot nicht wieder zu einem großen Schimmelhaufen mutiert, liegt es nun im Kühlschrank. Die Karotten, die in einer feuchten Plastiktüte vergeblich auf ihre Erlösung, äh Verarbeitung warten, passen sich mit ihren großen schwarzen Flecken farblich an. Das haben sie mit den grünen Bohnen gemeinsam. Das Schwarzbrot bleibt zwar nun, Kühlschrank sei Dank, länger frisch als auf der Arbeitsplatte, aber es gibt einen klitzekleinen Nachteil. Meine Mutter findet es nicht, selbst wenn sie es im Kühlschrank suchen würde. Sie hatte noch nicht einmal den Joghurt „Der Große Landwirt“, äh „Der Große Bauer“ gefunden, obwohl die großen Becher die Poleposition ganz vorne im Kühlschrank haben. Was soll man machen?

Meine Mutter kann alles allein. Davon ist sie überzeugt. Pflege- und Reinigungskräfte werden von ihr erfolgreich vergrault. Sie fühlt sich wohl in ihrer Welt und will 100 Jahre alt werden wie ihr Onkel. Sie braucht angeblich keine Hilfe. Dabei merkt sie einfach nicht, dass sie ohne unsere Hilfe schon weg vom Fenster gewesen wäre (in ihrem Haus).

Ihren drogenkranken Enkel hatte sie vorher lange Zeit als „Hausmeister“ bei sich im Haus wohnen. Leider erschien er nie pünktlich zum Essen, was meine Mutter dazu veranlasste, ihre Essen-Zeiten diesbezüglich ständig anzupassen. Ihre Flexibilität kennt keine Grenzen, wenn es um diesen einen Enkel geht. Seine Hauptaufgabe sah er im Lohnempfang. Er arbeitete grundsätzlich nur gegen Vorkasse mit zusätzlicher, anschließender Entlohnung, inklusive Vorschuss fürs nächste Mal. Arbeitstechnisch war er dann jedoch irgendwie ständig verhindert oder unpässlich, achtete aber umso beflissener auf fließende „Lohnfortzahlung“ zur Kostendeckung. Es gab viel zu tun im Haus, besonders weil es nicht getan wurde.

Meine Mutter weiß: Das Leben ist kein Ponyhof. Aber das Leben ist auch kein Pflegeheim. Doch ihre Beratungsresistenz arbeitet kräftig daran.

Eroberer bei den Stromanbietern

Mein Mann hatte vor kurzem unseren Stromanbieter gewechselt. Zwei Tage später kam eine Karte von unserem ehemaligen Anbieter mit der Ankündigung: „Wir möchten Ihr Herz zurückerobern!“ Was? Ich wusste nicht, dass die mein Herz überhaupt jemals besessen haben. Auch mein Herz weiß nichts davon. Es beschwert sich sowieso schon über teilweise unzumutbare Liebes-Bedingungen in Bezug auf meine Mutter.

 

Die tägliche Achterbahnfahrt der Gefühle für meine Mutter, bringen es ganz aus dem Rhythmus. Ich frage meine inneren Stimmen, die auch gleich eine Antwort parat haben. Die Seele sagt, sie wäre nicht zuständig für die selbst gemachten Leiden meiner Mutter; und außerdem fühle sie sich nicht so gut. Der Verstand zeigt sich einfach nur genervt und das Gewissen ratlos. Der Fleiß meint, dass er bei uns zu Hause schon genug machen würde und der kleine Faulpelz in mir hat die Schnauze voll.

Sie sind sich aber alle einig: IHREN Anbieter wollen sie nicht wechseln.

Unterlassene Geburtstagsgeschenke

Meine Mutter ist der Prototyp eines Betrugsopfers. Schmuck und Bargeld hatte sie, dank ihrer chronischen Beratungsresistenz, stets so versteckt, dass ein Einbrecher oder ein sogenannter Einschleicher überhaupt nicht suchen musste. Wenn solche Leute Ratgeber-Broschüren herausgeben dürften, hätte meine Mutter alles genau nach Vorschrift gemacht: Schmuck und Bargeld bitte im Kleiderschrank verwahren. Aber glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist. Ein Vorteil: Um die Verteilung des Familienschmucks müssen wir uns eines Tages keine Gedanken mehr machen.

Mein Verstand sagt, meine Mutter hätte ihr Herz an den falschen gehängt. Sie solle es lieber frei fliegen lassen. So wie eine Biene. Aber die Co-Abhängigkeit zu ihrem drogenkranken Enkel hat meine Mutter fest im Griff und scheint sie nicht mehr loszulassen. Sie WILL ihrem Enkel, trotzdem er volle staatliche Unterstützung bekommt, zwanghaft finanziell unter die Arme greifen. Denn niemand hat ihn lieb, alle wollen ihn nur über den Tisch ziehen, und er braucht doch Geld für Schuhe, Kleidung, Fahrradreparaturen, ein neues Fahrrad, Fahrgeld, Arztrechnungen, Schuldenabbau, den Gerichtsvollzieher, für Kinobesuche, zum Essen gehen (sonst bekommt er ja nie eine Frau) … Mir fällt gerade nichts mehr ein, ihm schon. Er hat es voll drauf.

Ihren anderen Enkelkindern könne sie schon lange keine Geschenke mehr zum Geburtstag machen, weil sie ihr Geld für ihr bevorstehendes Alter sparen müsse, so ihre Argumentation. Früher bekam jedes Enkelkind einmal im Jahr 50 Euro.

Jetzt die Preisfrage des Tages: Könnte meine Mutter, die ja gerne hundert Jahre alt werden möchte, das bereits für Drogen ausgegebene Geld durch unterlassene Geburtstagsgeschenke wieder einsparen? Die Antwort: Nein. Rein rechnerisch müsste sie dazu nämlich entweder noch ungefähr 100 Jahre lang ihren anderen Enkelkindern nichts mehr schenken, oder noch auf die Schnelle mindestens 34 Urenkelkinder bekommen, denen sie nichts schenkt.

Fossil-Kosmetik und andere Raritäten

Im Apothekerschrank meiner Mutter gibt es keine verfallenen Arzneimittel. Das liegt daran, dass die Mittel aus einer Zeit stammen, in der noch KEINE Verfalldaten auf die Packungen gedruckt wurden. Das älteste Präparat in der Sammlung meiner Mutter ist ein Mittel für Hühner aus den 1950er Jahren. Es ist eine echte Rarität und deshalb ein Fall für das Museum.

Ebenfalls für das Museum geeignet ist ihre umfangreiche Nähgarn-Sammlung einschließlich des ausfahrbaren Nähkastens auf Rädern. Es handelt sich um ein Erbstück. Reißfestigkeit kann man vom kompletten Sortiment nicht erwarten. Deshalb würde ich bei Nähgarn aus Sicherheitsgründen grundsätzlich dazu raten, die Erbschaft auszuschlagen; ansonsten ist zu befürchten, dass ein Knopf schneller wieder abreißt, als man ihn angenäht hat. Ein Museum wird sicher davon absehen, die mangelnde Reißfestigkeit zu reklamieren.

Und dann ist da noch die Nivea Creme aus den 1980er Jahren, die ich nicht mehr für den Gebrauch empfehlen kann. Obwohl es sich um ein Erdölprodukt handelt (Fossil-Kosmetik?), rate ich dringend von der Anwendung ab. Aber die Dose bleibt an ihrem Platz, denn sie weckt bei meiner Mutter Erinnerungen. Genauso wie der noch fast volle 4711-Flacon. Aber so etwas kann doch nicht verderben, oder? Nein, das wohl nicht, höchstens alt (-modisch) riechen. Aber tut es das nicht sowieso? Naja, bei Uralt-Lavendel stört das wohl auch niemanden.

Ein Deal für gute Laune

Ich liebe eine Sendung im Fernsehen, obwohl ich sie noch nie gesehen habe. Ich sehe auch sonst so gut wie nichts im Fernsehen, um mir nicht die gute Laune verderben zu lassen, wenn sie gerade mal kurz vorbeischaut. Aber warum liebe ich ausgerechnet diese Sendung?

Meine 86-jährige relativ demente und beratungsresistente Mutter, die ich aus bestimmten Gründen in Finanz-Angelegenheiten betreuen muss, ruft mich täglich sechs- bis zweiundzwanzigmal an und verlangt nach Bargeld, obwohl sie sämtliche Einkäufe bargeldlos tätigen kann.

Ich habe mit meiner Laune einen Deal getroffen. Wir lassen meine Mutter den ganzen Tag mit dem Anrufbeantworter ins Leere laufen. Gegen Abend hört mein Mann den Anrufbeantworter ab und gibt mir eine kurze Zusammenfassung des Aufgesprochenen oder spielt mir auch mal die eine oder andere Passage vor. Danach rufe ich zurück, es sei denn, ich hatte sie an dem Tag schon besucht.

Es ist mir ein Bedürfnis, täglich mit ihr zu sprechen, auch wenn ich jedes Mal ein ungutes Gefühl habe. Schon, wenn ich nur die Telefontaste drücke, frage ich mich immer, wird sie mich gleich wieder beschimpfen? So auch gestern.

Als ich anrief, traute ich meinen Ohren nicht. Ich hörte sie voller Begeisterung und freudestrahlend sagen: „Es gibt gerade Bares für Rares, diesmal aus einem richtigen Schloss, ganz toll! Was wolltest du?“

Bingo! Gepriesen sei diese Sendung. Mögen die Verantwortlichen sie in den nächsten vierzehn Jahren nicht absetzen. Meine Mutter möchte nämlich hundert Jahre alt werden, und OHNE diese Sendung wäre das schlecht auszuhalten, jedenfalls für ihre Kinder.

Was für die Kleinen der Kinderkanal, ist für meine Mutter offenbar diese Trödel-Verkaufs-Sendung. Ein Flohmarkt auf höchstem Niveau mit Experten und Gutachtern. Kinderkanal und Seniorenkanal, die reinsten Nervenretter! Ein Glücksfall für alle Betreuenden. Ich frage mich, wie die Leute es früher nur ohne Fernsehen ausgehalten haben, sogar wenn sie selbst gar nicht fernsehen wollten?

Ich hatte in der Programm-Zeitung gelesen, dass die Sendung in einem Industriegebiets-Gebäude aufgezeichnet wird. Dann wurde es ja höchste Zeit, dass sie jetzt den richtigen Rahmen bekommt. In einem Schloss gibt es bestimmt auch edle Teppiche, denke ich so bei mir.

Für meine Mutter sind Teppiche das, was Teekannen für mich sind. Aber Teekannen können zum Glück keine Mottenlöcher bekommen, wird mir erleichtert klar, als ich einen ihrer Teppiche betrachte. Dafür kann man Teppiche ohne Probleme fallen lassen, könnte meine Mutter erwidern. Aber warum sollte man die fallen lassen, die liegen doch schon – und das ÜBERALL.

Wenn meine Mutter früher ein freies Stück Teppichboden sah, wurde sie nervös und sie hielt umgehend nach einer geeigneten Brücke Ausschau. Weil die Größe nicht genau hinkam (eben anders als bei einem Puzzle), überlappten sich manche Teppiche – und daran hat sich leider nichts geändert. Es gibt nach wie vor richtige Stolperfallen. Jeder, der den Klassiker Dinner for one kennt, weiß, wovon ich spreche.

Hätte meine Mutter einen Butler, würde der sagen: „Kann ich den Tigerkopf noch mal sehen?“ Stimmt, da wüsste er wenigstens eindeutig, an welcher Stelle er stolpern kann.

Mit den Stühlen bleibt man ständig irgendwo hängen. Zum Glück saugt der alte Staubsauger so (zuverlässig) schlecht, dass er sich nicht irgendwo festsaugen und die einzelnen Teppiche hochreißen kann. Mit einem Profigerät müsste man ansonsten höchste Saugkünste an den Tag legen, um nicht zu verzweifeln.

Wenn ich sage, dass überall Teppiche sind, ist das noch untertrieben. Sogar vor der Wohnzimmertür meiner Mutter hängt von innen ein Wand-Teppich. In der Küche liegen ebenfalls Teppiche, ein Teppichläufer sogar direkt vor der Küchenzeile. Eine sehr hygienische Lösung, denn das dunkle, ehemals gestreifte Teil nimmt alles ganz in sich auf. Man sieht den Schmutz quasi nicht mehr und muss nichts wegwischen. Wie praktisch!

Aber das ist noch nicht alles. Zu allem Überfluss sind die Polstermöbel mit dunkelbraunen zottigen Lammfellen bedeckt. Die ganze Wohnung ist ein wahres Paradies für Reinigungskräfte, die minimal-invasiv vorgehen. Man kann garantiert nach dem Putzen keinen Unterschied zu vorher sehen.

Sollten Sie jemanden kennen, der auf dieser Basis reinigen möchte, oder würden Sie das gerne selber übernehmen, melden Sie sich doch bei mir. Für Hausstaub-Allergiker ist dieser Job allerdings weniger geeignet. Es sei denn, sie werfen regelmäßig vor dem Betreten der Wohnung ein Antiallergikum ein. Interessiert?