Gestern wurde es noch richtig herrlich, 26 Grad im Schatten und fast windstill! Und wir badeten im Meer!!!! Mein Mann war plötzlich drin. Da musste ich mich nicht lange überwinden. Schnell in den Badeanzug und in die Neoprenschuhe und ab durch die Mitte über die Steine ins Wasser, bis ich welligen Sand unter den Füßen spürte. Herrlich frisch, mit Betonung auf frisch. Abends, als wir zufrieden aufs Meer schauten, wurde es dann für kurze Zeit völlig windstill.
Die Grüntöne und das Sandgelb der Abbruchkante des anderen Ufers spiegelten sich im Wasser. Sich widerspiegelnde Farben im Meer? Das hatte ich noch nie gesehen, weil es eigentlich ständig in Bewegung ist. Selbst in der Augsburger Puppenkiste bewegt sich das Plastikfolienmeer immer.
Heute ist es soweit. Nach zehn Tagen müssen wir in den zwanzig Kilometer entfernten größeren Ort zum Einkaufen fahren. Zuerst führt uns der Weg an einer kleinen Bucht vorbei, an schönen kleinen Wohn- und Ferienhäusern – in Dänemark unterscheiden sich die Wohnhäuser in ihrer Größe kaum von den Ferienhäusern. Dann geht es auf der Landzunge immer geradeaus. Rechts und links ist das Meer zu sehen. Die Straße führt durch eine hügelige Landschaft, es geht auf und ab. Wiesen und Felder wogen im Wind, manche glänzen besonders schön dunkelgrün in der Sonne. Ich genieße den Anblick des ebenmäßigen Schimmers, der dem eines Nerzmantels gleicht. Dies hier ist die Art von Luxus, die ich liebe!
Ab und zu sieht man ein hübsches Anwesen und einen hohen Mast mit der dänischen Flagge in Form eines sehr langen dreieckigen Wimpels. An Geschäften sieht man kleine rechteckige Flaggen. Dann kommt eine kleine Ortschaft. Die Häuser sind meist cremeweiß oder gelb gestrichen, die weißen Sprossenfenster sind immer auch noch weiß umrahmt. Einige Dächer sind mit Reet gedeckt. Manchmal sieht es so aus, als hätte ein Riese sein Spielzeughaus auf eine grüne Wiese gestellt. Nichts Störendes ist drum herum. Auch alles andere sieht sauber und ordentlich aus. Dafür sorgen nicht zuletzt die winzigen roten Dreirad-Pick-up-Trucks vom Straßenbauamt, die man ab und zu sieht.
Wir fahren weiter auf und ab. An den Feldrändern blühen blaue Kornblumen und am Straßenrand stehen Mengen von roten Mohnblumen, die in England Poppy heißen. Dort ist es sogar ein gebräuchlicher Mädchenvorname. Jetzt führt der Weg durch ein kleines Waldstück. Die Sonne strahlt durch die hohen Bäume herunter. Dann sehe ich in der Ferne einen Hügel, der mit kleinen Häusern übersät ist, und auf der anderen Seite das Meer. Hier beginnt die größere Ortschaft mit einem größeren Hafen, Supermarkt, Tourist-Information und Fußgängerzone. Dort ziehen wir uns am Automaten dänische Kronen, sehen kurz in die Schaufenster und erledigen unseren Großeinkauf im Supermarkt.
Zum Glück kennen wir uns aus mit dänischen Lebensmitteln. Schnell alles in den Einkaufswagen. Der Hunger erinnert uns daran: Wir dürfen auf keinen Fall Ribbesteg vergessen, also schnell an die Bratentheke. Vor zwei Jahren, als wir den Supermarkt noch genau inspizieren mussten, konnten wir an dieser Theke nicht einfach so vorbeigehen. Ich esse eigentlich kaum mal Schweinefleisch, aber bei diesem eingeritzten Krustenbraten setzt der Verstand aus. Ich habe noch nie beim Hineinbeißen, solch ein Geräusch und solch ein Gefühl im Mund gehabt. Vom Geschmack wollen wir gar nicht erst sprechen. Von Schweinebraten verstehen die Dänen was. Und vom Wein!
Man fragt sich: Ist das hier ein Supermarkt oder ein Weingroßhandel mit Lebensmittelabteilung? Samstags kaufen wir hier nicht mehr ein. Dann ist es sehr voll, obwohl man sagen muss, dass die meisten Kunden dann mit ihren Einkaufswagen hauptsächlich um die Weinregale und Weinverkaufsflächen herumschleichen. In ihren Einkaufswagen schieben sie in freudiger Erwartung auf das Wochenende 3-l-Weinkanister vor sich her. Ich habe noch nie so viele Wein-Pappkanister auf einmal gesehen. Aber es gibt natürlich auch jede Menge Weinflaschen. Über dem Nebeneingang des Supermarktes steht groß: Flasker. Es handelt sich um die riesige, angegliederte Leergutannahme. Der Braten ist heiß. Wir wollen schnell zurück, solange das Fett noch nicht durch die Tüte tropft.
Während wir die Traumstrecke zurückfahren, freue ich mich über meine günstige und wirklich schöne Neuerwerbung, einen Silikon-Schaber mit glasklarem Plastikgriff (perfektes Industriedesign aus China) und auf den perfekten Biss.